Erfahrungsbericht zur Radroute "Auf den Spuren der Braunkohle"

05.04.2022

Diese Strecke befindet sich auf den Spuren der Braunkohle, rund um Tagebaurestlöcher in der Region.

Ernest Hemingway sagte einmal: „Beim Radfahren lernt man ein Land am besten kennen, weil man dessen Hügel empor schwitzt und sie dann wieder hinuntersaust.“ Um das Altenburger Land besser kennenzulernen gibt es die Rad- und Wanderkarte der Tourismusinformation Altenburger Land mit Streckenlängen zwischen 20 und 50 Kilometern. Darauf sind unter anderem Radtouren zu verschiedenen Themenrichtungen und unterschiedlichen Gebieten zu finden.

Für meine Tour habe ich die orangene Route ausgesucht. Sie beinhaltet hauptsächlich ebenes Gelände und ist auch sehr gut für Familien geeignet. Diese Strecke befindet sich auf den Spuren der Braunkohle, rund um Tagebaurestlöcher in der Region.

 

Das Meuselwitz-Rositzer Braunkohlerevier galt einst als ein riesiger Arbeitgeber und eine Wiege des mitteldeutschen Bergbaus. Doch mittlerweile ist die Braunkohle Geschichte und im Zuge der Rekultivierung sind idyllische Naherholungsgebiete daraus geworden. Ein Grund mehr für einen Tag spannende und erholsame Orte anzusteuern.

Foto: ​​​​​​"Prößdorfer See ©Eva Anna-Lena

Der Startpunkt meiner Fahrradrunde liegt am Wettiner Brunnen der Stadt Lucka. Die Kirche wacht über den erhaben emporblickenden Löwen aus Würzburger Muschelkalk, der 1908 erbaut wurde, als Erinnerung an die historische Schlacht bei Lucka. Und schon trete ich in die Pedale, am Ortsausgangsschild vorbei, an der Landesgrenze zu Sachsen in Richtung Hemmendorf. Der schöne Badestrand des Prößdorfer Sees ist mein erstes Ziel. Die Entstehung des Ortes Prößdorf und dessen Gewässer hängen unmittelbar mit dem Braunkohlebergbau der Region zusammen. Besonders großen Einfluss trägt der Tagebau Hemmendorf. Im Zuge dessen natürlicher Flutung entstand der Prößdorfer See. Kleine Muscheln im Sand, klares Wasser, zwitschernde Vögel und weiße Schäfchenwolken – wer Badespaß sucht, kann hier einige Stunden verbringen. Doch ich will weiter, denn meine Radtour wird mich am Ende über 40km durch das Altenburger Land führen und dabei werde ich mir noch einiges anschauen.

 

Durch den Wald um das Gewässer, geht es auf eine Straße zum Ort Falkenhain. 1216 wurde die Gemeinde erstmals erwähnt und erlebte mit dem Braunkohlebergbau ein Aufleben. Ein kleines Stück weiter zeugt ein Gedenkstein vom einstigen Rusendorf, welches ebenfalls zum Zwecke des damaligen Bergbaus errichtet wurde. Durch ein Waldgebiet am Rusendorfer See und an einigen Bienenzuchtstöcken vorbei, rolle ich mit meinem Rad durch die Hintertür in die Stadt Meuselwitz. Dort fahre ich direkt auf die Orangerie und den toll gepflegten Seckendorff-Park zu. Das barocke Orangerie-Gebäude gilt als letzter erhaltener Teil des vom Reichsgraf von Seckendorff bewohnten Schlosskomplexes. Bepflanzte Rabatten, einige Skulpturen und die Schnauder plätschert am Rande der Anlage. Ebenfalls findet sich im Schlosspark ein Spielplatz mit Klettergerüst, Rutsche, großer Schaukel und anderen Geräten, die jedes Kinderherz begehrt.

Ein anderer Ort, an dem Kinder große Augen bekommen, ist mein nächster Haltepunkt - der Lokschuppen in Meuselwitz, Sitz des Kohlebahn Vereins. Dieser hat nicht nur echte Züge, Personenmannschaftswagen und Gleisanlagen, sondern auch eine Miniaturausstellung. Alles rund um Modelleisenbahnen, ihre Funktionen, aufgebaute Strecken und das filigrane Handwerk können dort bewundert werden. Für alle denen der Begriff „Lost Places“ etwas Anreiz bietet, schreit der hintere Teil der stillgelegten Gleisbettanlage „Besuch mich“. An diesem Ort fahren, an den jährlich stattfindenden Westerntagen, jedoch noch Züge ab. Fix habe ich ein Foto für Social Media gemacht und dann will ich aber wieder zurück ins Grün.

Mein Plätzchen für die Mittagspause soll das Naherholungs- und Landschaftsschutzgebiet Hainbergsee sein. Der See entstand aus einem Restloch eines Braunkohletagebaus der Stadt. 1670 wurde neben dem Ort Meuselwitz „brennende Kohle“ entdeckt und daraufhin gefördert. Mittlerweile ist ein offizielles Badegewässer daraus geworden mit naturbelassenem Charakter, durch welches die Landesgrenzen von Thüringen und Sachsen-Anhalt verlaufen. Wer die Natur genießen möchte, kann den Rundwanderweg mit einer Gesamtlänge von 2656 Metern erkunden.

Ich schwinge mich, nach meiner Stärkung, aufs Rad und trete weiter kräftig in die Pedale. Entlang des Fahrradwegs nach Heukendorf finden sich jede Menge Kirschbäume, die verträumt zum Meuselwitzer Ortsteil führen und weiter nach Pflichtendorf. Dort wird es kurz schwierig. Am Dorfanger, einer großen alten Linde, muss man auf der Tour rechts abbiegen, einmal über die Straße und linkerhand auf einen eher unscheinbaren Landwirtschaftsweg  namens Gormaer Straße. Dieser Landwirtschaftsweg führt an einigen Feldern vorbei, lässt die kleine und ländliche Skyline von Wintersdorf erahnen und bringt die Fahrradtour direkt an das Ortseingangsschild von Waltersdorf. An hübschen Einfamilienhäusern und der Dorfkirche vorbei findet sich ganz am Ende der Gemeinde die Beschilderung der Fahrradstrecke. Ein Feldweg verweist auf die direkte Zufahrt zum Kammerforst. Mein letztes Ziel heißt Haselbacher See und versteckt sich in mitten von Feldern, Wiesen und Wäldern.

Ich komme bei meiner Tour an der thüringisch-sächsischen Landesgrenze heraus, die durch den See verläuft. Für einen kurzen Moment verlasse ich das Altenburger Land und begebe mich nach Sachsen.

Eine mögliche Tourerweiterung bieten auch die Haselbacher Teiche. Das aus dem 16. Jahrhundert stammende Gelände wurde 2012 unter Naturschutz gestellt. Inmitten der Haselbacher Teiche befindet sich auch ein Aussichtsturm zur Beobachtung des umliegenden Naturschauspiels.

Ich bleibe aber bei meiner Rundfahrt um den Haselbacher See. Das Gewässer gehört als Tagebaurestloch bereits zum Leipziger Neuseenland und wird vielfältig genutzt. Neben dem Rad- und Wanderweg sind ein Badestrand zu finden sowie ein Spielplatz für Kinder. Außerdem ist der See beliebt bei Anglern und Wassersportlern. Unter anderem der Drachenbootverein Aqua Fun Wintersdorf e.V. hat dort eine Trainingsanlage.

Mittlerweile bin ich rund 40 Kilometer gefahren. Meine Beine werden langsam müde, aber es heißt nun Endspurt. Durch die Orte Wildenhain und Hagenest radle ich in Richtung Ortseingangsschild der Stadt Lucka. Ein niedliches Fachwerkhaus, das Heimatmuseum von Lucka, liegt am Wegesrand kurz bevor ich wieder am Löwenbrunnen und der Stadtkirche ankomme.

Das war eine schöne Tour. Ich habe frische Luft geatmet, den Sonnenschein genossen, geschwitzt und den Wind in meinen Haaren gespürt. Mir sind nette Menschen begegnet, ich habe interessante Sachen gelernt und an wunderschönen Orten verweilen dürfen. Die orangene Route ist auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

 Liebe Grüße, eure Eva

Foto ©LVDG, Simon Büttner